Ab dem 10. Februar präsentiert RTL um 16:00 Uhr die neue Talk-Show „Marco Schreyl“. Im Interview erzählt Marco Schreyl, ob er den Sender vermisst hat, ob er es liebt zu diskutieren und wie er sich auf seine Themen vorbereitet.
Herr Schreyl, zurück bei RTL. Haben Sie den Sender ein bisschen vermisst?
Im Grunde genommen ist Vermissen wie eine Diät – mal mehr und mal weniger. Ich hatte RTL immer auf dem Schirm und ich glaube, umgekehrt hatte RTL mich genauso auf dem Schirm. Und jetzt finden wir gemeinsam wieder zusammen. Aus ab und an vermissen ist häufiger wiedersehen geworden – auf beiden Seiten.
Sie moderieren ab dem 10. Februar um 16:00 Uhr die neue Talk-Show „Marco Schreyl“. Was werden die Themen sein, die hier diskutiert werden?
Wir sprechen über gesellschaftlich relevante Themen. Das sind die Themen, die zu Hause am Abendbrottisch diskutiert werden, Themen, über die sich die Leute an der Bushaltestelle unterhalten oder Themen, die ich mit einer Freundin oder einem Freund im Fitnessstudio diskutiere. Die Themen, die jeden Tag die Nation beschäftigen, holen wir vor die Kamera und ins Fernsehen. Wir sprechen kontroverse Sachen genauso an, wie ganz problematische Dinge. Das können ganz unterschiedliche Fragen sein. Gehören die Fotos meiner Kinder in die sozialen Netzwerke? Inwieweit ist Alkohol eine Volksdroge? Was steckt hinter 'Fridays for Future'? Das sind also ganz normale Fragen, die wir besprechen und diskutieren. Dabei werden wir niemanden diffamieren oder in die Ecke drängen, sondern miteinander über etwas reden. Mit Experten und Prominenten.
Jede Woche wird es eine Live-Sendung geben. Was macht live so heiß?
Live ist immer super. Live ist im Radio super – das mache ich schon seit vielen Jahren. Live ist im Fernsehen super – das habe ich auch schon oft und lange gemacht. Live bedeutet nochmal eine andere Anspannung. Live kann aber auch bedeuten, dass wir ein tagesaktuelles Thema am Tag selbst behandeln. Es kann auch sein, dass wir um 12:00 oder 13:00 Uhr Live-on-Tape aufzeichnen und dann um 16:00 Uhr senden. Auch das hat für mich einen Live-Charakter und einen Tagesaktuellen-Gesprächscharakter.
Sie sind seit über 20 Jahren auch als Radiomoderator tätig und moderieren seit einigen Jahren auch eine eigene Radioshow auf WDR 2. Sind Sie ein Mann, der die Diskussion liebt und sucht?
Ich finde, Diskussion ist sehr wichtig. Ansonsten würden wir glaube ich, nicht wirklich miteinander reden. Diskussion geht für mich manchmal in die falsche Richtung. Wenn Diskussion brüllen, laut sein, den anderen nicht ausreden zu lassen bedeutet, dann möchte ich nicht diskutieren. Wenn Diskussion bedeutet, die Meinung des anderen zu hören, eine eigene Meinung zu präsentieren, womöglich in bestimmten Fällen einen Konsens zu finden oder aber einfach zu respektieren, was der andere denkt und sagt, dann liebe ich Diskussionen. Und die findet im Radio statt und jetzt auch im Fernsehen. Gespräche zu führen, ist für mich wunderbar.
In Ihrer neuen Talk-Show werden gesellschafts-relevante und tagesaktuelle Themen besprochen. Wie bereiten Sie sich auf die Sendungen vor?
Für eine tägliche Sendung zu arbeiten ist Arbeit. Arbeit mit drei großen A. Im Fernsehen genauso wie im Radio. Es geht mit der Recherche von Gästen los. Es geht weiter damit, dass die an einem bestimmten Tag, zu einer bestimmten Zeit, zu einem bestimmten Ort kommen müssen. Für mich geht es dann damit weiter, mich mit den Gästen zu beschäftigen. Jeder, der schon einmal versucht hat, auf einer Geburtstagsparty mit 15 Leuten ins Gespräch zu kommen, der weiß, dass man, wenn man beim Zehnten ist, mindestens den Namen des Ersten schon wieder vergessen hat. Das ist die große Aufgabe: Eine große Gesprächsrunde in der Diskussion und im Gespräch zu halten, aber auch zu wissen, mit wem unterhalte ich mich eigentlich und welche Information gehört zu wem. Das ist die Hauptaufgabe, mich in Gäste hinein zu arbeiten und zu wissen, wer da vor mir sitzt und dann das Thema nicht aus dem Auge zu verlieren. Ich muss darauf achten, dass jeder, der bildlich gesehen an meinem Nachmittagskaffeetisch sitzt, auch zu Wort kommt. Das ist wirklich Arbeit mit drei großen A.
Welches Thema beschäftigt Sie derzeit am meisten und mit welchen Personen würden Sie hierüber gerne einmal sprechen?
Mich beschäftigt tatsächlich so etwas wie die Frage, was steckt hinter 'Fridays for Future' wirklich? Es gibt viele Leute, die sagen: 'Ach, diese Kinder wollen doch einfach nur nicht zur Schule gehen. Das sind die typischen Schulschwänzer. Das sind die, die zu allem, etwas zu sagen haben und diese Situation für sich ausnutzen.' Es ist tatsächlich so, dass junge 'Friday for Future'- Aktivistinnen in der Sendung erzählen, dass sie Angst vor der Zukunft haben. Und dass es ihre Aufgabe ist, die Menschen, die jetzt entscheiden können, anzustoßen, dafür zu sorgen, dass die Zukunft dieser jungen Menschen und auch unsere Zukunft besser aussieht und wir nicht in eine Katastrophe wandern. Ich möchte herausfinden, wie diese Menschen ticken, worüber sie reden und wie sie sich organisieren. Wenn auf der Straße ein Foto von einem Kind gemacht wird und die Mutter oder der Vater das bei Instagram hochlädt, dann frag ich mich, ob ein Kinderfoto einfach in den sozialen Netzwerken veröffentlicht werden darf. Das Kind kann ja dazu noch nichts sagen – ist das legitim? Darf man das? Was passiert, wenn das Kind in 20 Jahren zur Mutter sagt, das was du da getan hast, tut mir heute richtig weh. Das ist ein Thema, das mich sehr beschäftigt. Das besprechen wir und schauen uns auch die rechtliche Lage an: Was passiert mit diesem Foto in 20 Jahren?
Warum glauben Sie, war die Rückkehr des Talks am Nachmittag bei RTL genau die richtige Entscheidung?
Wir alle kennen diese Talkshows aus den neunziger Jahren. So schnell wie die alle da waren, waren einige auch wieder weg. Es gibt aber auch andere Beispiele aus unserem Nachbarland. Österreich hat über inzwischen Jahrzehnte eine Nachmittags-Talkshow. Das finde ich ganz toll. Die haben das durchgezogen, jeden Tag über bestimmte Sachen zu reden. Wir bewegen uns jetzt im Jahr 2020 in einer Zeit, in der viel Gesprächsbedarf besteht, über viele Themen: Wir reden über die Impfpflicht bei Masern und wie gesagt über 'Fridays for Future'. Wir reden über Gleichstellung der Geschlechter – Welcher Beruf ist für welches Geschlecht der bessere? Darf diese Frage gestellt werden? Oder ist es völlig normal, dass junge Frauen Polizistin werden und junge Männer Hebamme? Solche Themen besprechen wir! Das sind so viele verschiedene Themen, die uns alle beschäftigen, die wir diskutieren müssen und diskutieren können und dafür ist diese tägliche Gesprächssendung eine absolut super Fläche.
Als Moderator einer Radiosendung ist die Stimme ein wichtiges Erkennungsmerkmal. Was genießen Sie beim Radio besonders und was macht die Faszination von Fernsehen aus?
Ich genieße beim Radio, dass es zu 99% live ist. Das genieße ich beim Fernsehen übrigens genauso. Ich genieße es beim Radio, dass man den Studio-Regler einfach aufmacht und sofort etwas sagen kann und sich mitteilt. Das genieße ich in einer täglichen Talksendung auch, weil die Aufnahme live oder zeitlich nah an der Ausstrahlung ist. Ich genieße beim Radio, in Turnschuhen, in Jeans mit Kaffeeflecken und in einem verwaschenen T-Shirt zu erscheinen. Und ich genieße es, beim Fernsehen gut gestylt, wohlriechend und gut aussehend vor die Kamera zu treten. Beides hat für mich sehr viele schöne Faktoren.